Donnerstag, 27. März 2014

Geschichte #8 - Das Mädchen mit der Haut aus Asche: Teil 8

Hier kommt ihr zu Teil 7. 

Seit diesem Tag trafen sich Maria und Lukas ständig und jagten. Und wenn sie nicht jagten, dann brachte ihr Lukas verschiedene Kampftechniken bei. In der Nacht aß Maria das Menschenfleisch, das ihr die anderen Zombies übrig ließen. Sie tötete nie, wegen Lukas. Und nachdem sie satt war, ging sie zu ihrem Mörder. Nacht für Nacht schien er ängstlicher zu werden. Manchmal verletzte sie ihn. Nur leicht. Sie konnte ihn nicht töten, weil Lukas sonst ihr Geheimnis herausgefunden hätte.
Aber sie nahm sich fest vor, dass sie es bald tun würde. Und wenn es das letzte war, was sie tat.
Das war wohl etwas, das sie aus ihrem Leben mitgenommen hatte: Ihre Zielstrebigkeit. Nur, dass es diesmal nicht um das Erhalten der Schülerzeitung ging oder um den Jungen aus der Unterstufe, den sie vor seinen gewalttätigen Mitschülern rettete. Diesmal ging es um sie. Und noch etwas hatte sie mitgenommen: Sie ließ ihre Feinde leiden, bevor sie zuschlug...

Eines Abends stand Lukas auf dem Balkon und beobachtete die Sonne, die hinter dem schwarzen Horizont langsam verschwand. Die Jagt hatte heute länger gedauert und Maria kam gerade aus der Dusche, wegen des vielen Zombieblutes, als sie ihn sah.
Was hast du?“, fragte sie. Sie musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, was er fühlte. Sie hatte ihn in den letzten zwei Wochen gut genug kennen gelernt, dass sie wusste, dass er gerade verzweifelt war.
Meinst du es ist richtig, dass ich dir das Jagen beibringe?“ Lukas sah sie nicht an.
Maria trat langsam neben ihn. Auch sie sah ihn nicht an, sondern direkt in die Sonne. „Warum sollte es nicht richtig sein?“
Weil du noch so jung bist. Du solltest dich mit deinen Freunden treffen oder für die Schule lernen.“
Und du solltest für die Uni lernen. Was studierst du überhaupt?“
Jura und jetzt lenke nicht vom Thema ab. Du bist einfach noch zu jung. Wie alt bist du überhaupt? Vierzehn? Fünfzehn?“
Sechzehn.“
Trotzdem noch zu jung. Ich hatte von meiner Jugend fast nichts und bei meiner Schwester hat sie noch nicht mal richtig begonnen. Und ich habe dich jagen sehen. Darin bist du großartig und manchmal habe ich das Gefühl, dass du richtig Spaß dabei hast. Das passt einfach nicht zu dir.“
Ruckartig drehte sich Maria zu ihm um. „Du kennst mich doch gar nicht“, fauchte sie. Aber als sie Lukas´ trauriges Gesicht sah, wurde sie sanfter. „Du denkst, dass ich wie deine Schwester bin und du siehst mich als ihren Ersatz an, das ist okay. Aber denk immer daran, dass wir zwei unterschiedliche Personen sind und dass ich niemals so sein kann wie sie.“
Lukas schwieg für einen Moment. Dann flüsterte er: „Ich weiß.“
Und Maria nahm ihn in die Arme, weil sie wollte, dass es ihm besser ging. Und sie wünschte sich, dass das, was sie in sich spürte, Gefühle waren und nicht der Drang sich menschlich auszugeben.

Am nächsten Tag gingen Lukas und Maria in den Wald. Nicht um zu jagen, sondern weil Lukas ihr zeigen wollte, wie man sich am besten an solchen Orten verteidigte, wenn man keine Waffe hatte.
Tatsächlich gab es außer Rennen kaum andere Möglichkeiten und der Ausflug glich mehr einer Naturkundewanderung als einem Kampftraining. Lukas erklärte ihr gerade mit welchen Pflanzen sie ihren menschlichen Geruch verdecken konnte, als sie den Mörder aus den Augenwinkeln sah.
Lukas war in seine Erklärung vertieft und merkte nicht, wie sich Maria abwandte und ihrem Mörder bedrohliche Blicke zuwarf, während sich ihr Gesicht verwandelte.
Maria?“, fragte Lukas und Maria drehte sich schnell wieder zu ihm.
Ich dachte ich hätte was gehört“, sagte sie und sah erneut an die Stelle, wo der Mörder eben stand. Er war schon wieder verschwunden. „War wohl nur ein Tier.“ Danach schenkte sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Lukas.

Hier kommt ihr zu Teil 9.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen