Mittwoch, 5. März 2014

Geschichte #9 - Das Mädchen mit der Haut aus Asche: Teil 4

Hier kommt ihr zu Teil 3.

Auf der Fahrt sagten sie kaum etwas. Maria sah abwesend aus dem Fenster und der Mann ab und zu zu ihr herüber. Er fragte sie mehrmals, ob es ihr wirklich gut ginge und jedes mal antwortete sie mit „Ja“, auch wenn sie nicht wusste, wie sich „Gut“ anfühlte.
Einmal fragte er sie, wie sie hieß und Maria antwortete. Dann sagte er ihr, dass seine kleine Schwester Marie hieß und er selbst Lukas.
Er wohnte in einer kleinen Neubauwohnung im obersten Stockwerk.
Setz dich doch“, forderte er Maria auf, als sie einfach nur da stand.
Sie ließ sich in einer Ecke des alten blauen Sofas, das mitten im Raum stand, nieder. Lukas setzte sich ihr gegenüber. „Du hast gesagt, dass du wissen willst warum das alles passiert … Warum?“
Maria begann ohne zu zögern: „Ich kannte mal jemanden. Sie hat ständig davon geredet, dass sie von etwas angegriffen wurde. Etwas, das aussah wie ein Zombie. Wir alle dachten, dass sie verrückt sei. Und dann ist sie gestorben.“ Maria machte eine kurze Pause, damit sie betroffener wirkte. „Sie kam wieder, ich habe sie gesehen. Sie hat mich angegriffen, aber ich bin geflohen bevor sie mir etwas tun konnte. Ich will wissen, wie das passieren konnte.“
Der Zombie hat sie gebissen. Das tun sie, um sich fortzupflanzen. Man hat dann das Gift in sich, aber es wird erst aktiv, wenn man stirbt.“ Er sah auf seine Hand. „Du bist aber kein Zombie, oder?“
Maria grinste. „Sehe ich etwa so aus?“ Aber innerlich dachte sie daran, wie eine ganz normale Frau in ihrem Zimmer stand und sie nicht fliehen konnte, als sie sie biss.
Auch Lukas setzte ein Grinsen auf. „Nein, aber Zombies können ihre Gestalt wandeln.“
Oh.“ Maria tat überrascht.
Ja, das macht es nicht immer leicht sie aufzuspüren, aber wenn man einen erkennt, muss man alles daran setzten sie umzubringen.“
Muss man das?“
Ja natürlich, sie sind böse! Sie haben keine Gefühle, haben keine Güte. Sie sind einfach nur kalt.“
Sie haben nicht mal Gefühle wie Hass oder Wut?“
Lukas schüttelte mit dem Kopf und Maria wusste, dass er recht hatte. Es gab nie mehr Gefühle für sie.
Wie kommt es, dass du sie jagst?“, fragte sie nach einer Weile.
Lukas erschrak bei dieser Frage, dann wurde sein Gesicht weicher. „Das ist eine lange Geschichte.“
Du meinst, du willst nicht darüber reden? Ist schon gut.“
Doch“, sagte Lukas schnell. „Ich erzähle sie dir. Vielleicht ist es besser, wenn du es weißt.“ Er machte eine kurze Pause, wohl um sich zu sammeln. „Meine Schwester Marie wurde von einem Zombie getötet. Sie war etwa in deinem Alter. Ich habe nur noch gesehen, wie er mit ihren Überresten verschwand, ich war damals siebzehn, sie ist gerade mal fünfzehn geworden.“ Er starrte auf den kleinen Tisch, der vor dem Sofa stand. Aber Maria wusste, dass er nicht das Holz sah, sondern die Bilder von seiner toten Schwester. „Von da an strengte ich mich mehr in der Schule an, damit ich ein Stipendium bekomme. So habe ich genügend Geld mir die Wohnung und das Auto leisten zu können. Nach meinem Abi bin ich sofort von meinem Zuhause weggegangen. Vormittags gehe ich in die Uni, nachmittags jage ich. Das ist mein Alltag seit etwa drei Jahren.“
Das tut mir leid.“ Diesmal war es die Wahrheit.
Ach quatsch, ich tue das gerne. Nicht nur wegen meiner Schwester, auch für die anderen Menschen da draußen. So sind sie sicherer.“ Lukas zögerte einen Moment, dann sprach er weiter: „Du erinnerst mich an sie.“
Wegen dem Namen?“
Nein, ihr ähnelt auch vom Aussehen und der Art her. Am liebsten würde ich dich noch mehr vor diesen Dingen beschützen, als alle andere Menschen.“
Du solltest mir das Jagen beibringen, dann kann ich mich selber beschützen.“ Und noch mehr über mich erfahren, fügte sie in Gedanken hinzu.
Meinst du das ernst?“
Ich will nicht sterben.“
Lukas überlegte kurz. „Na gut, aber du musst mir versprechen, dass du niemanden etwas davon erzählst und du dich nicht unnötig in Gefahr begibst.“
Ich verspreche es.“
Okay, wann wollen wir anfangen?“
Maria brauchte nicht lange überlegen. „Ich habe morgen sehr früh Schluss. Du könntest mich nach der Schule oder bei mir zu hause abholen, wenn du Zeit hast. Ich muss dir nur sagen, wo ich wohne.“
Dann sag es, ich fahre dich jetzt schon heim. Es ist schon spät.“

Hier kommt ihr zu Teil 5.

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