Das
Licht wirkte komisch in der staubigen Stadt. Lukas verkroch sich
hinter einer muffigen Mülltonne in einer dieser ekligen dunklen
Sackgassen. Er hasste das, aber wenn er nicht hier warten würde,
würde heute Nacht etwas schreckliches geschehen.
Minuten
vergingen, aber Lukas kam es vor wie Stunden. Dann kam sie endlich
vorbei.
Lukas
sprang hervor und zog sie in die Gasse. Ihre menschliche Gestalt ist
so schön, dachte Lukas, knallte ihren Kopf an die alte hohe Wand und
richtete sein Gewehr auf sie. „Lukas, was machst du da?“, fragte
seine Nachbarin ängstlich. Normalerweise hätte sie bewusstlos sein
müssen, aus ihrem Kopf floss Blut, aber sie sah ihn an als wäre
nichts passiert. „Lukas, leg die Waffe weg. Bitte“, flehte sie.
Lukas
zielte auf ihr Herz. „Mach´s gut, du hässliches Mistvieh“,
erwiderte er und schoss. Daneben.
Sie
war zur Seite gesprungen und jetzt hinter ihm. Warum mussten diese
Dinger auch so schnell sein?
Lukas
spürte ihre knochigen Finger an seiner Kehle. „Du glaubst doch
nicht im Ernst, dass du mich so einfach bekommst“, hauchte sie in
sein Ohr und er erschauderte.
Der
Geruch von Verwesung stieg in ihm auf. Sie musste ihre wahre Gestalt
angenommen haben, so war sie noch stärker.
Schnell
wirbelte Lukas herum und schoss. Blut spritzte in alle Richtungen.
Die Frau, die ihm manchmal in ihre Wohnung zu einem Kaffee einlud,
sank auf den Boden.
Als
Maria die Augen öffnete war es dunkel. Für einen winzigen Moment
dachte sie, dass sie in ihrem Bett lag. Aber sie wusste, dass sie nie
nach hause gekommen war. Sie wusste, dass es spät war und dass sie
eigentlich schon längst daheim sein sollte. Sie wusste, dass da
dieser Mann war, der Sachen mit ihr machte und ihr in die Augen sah,
als er sie mit einem Küchenmesser aufschnitt.
Aber
das wichtigste war, dass sie wusste, dass sie nicht überlebt hatte.
Sie wusste es schon bevor er sie in seinen Keller schleppte und sie
schrie.
Aber
jetzt hatte sie keine Angst. Sie fühlte gar nichts. Sie spürte, wie
ihr Herz gleichmäßig pochte, aber sie atmete nicht. Sie hätte wohl
ewig in diesem Loch verbringen können, aber sie musste zurück. Ihre
Mutter durfte nicht wissen, dass sie tot war.
Der
Mann hatte sie nicht tief vergraben. Sie stieß ihre Hände nach oben
und spürte die Nachtluft um ihre Finger wehen. Langsam zog sie sich
aus der Erde. Wo war sie bloß?
Sie
drehte sich einmal im Kreis. Sie war im Wald, die Bäume standen
dicht aneinander und das Gras ging ihr bis zu den Knien und
hinterließ zarte rosa Spuren an ihrer Haut. Sie war nackt. Aber auch
das war ihr egal. Alles war ihr egal.
Irgendetwas
sagte ihr in welche Richtung sie musste. Und sie rannte. Sie rannte
wie noch nie.
Irgendwann
konnte sie die schwachen Lichter der verschlafenen Kleinstadt sehen,
in der sie wohnte. Sie rannte auf ihr Haus zu, sprang an die weiße
Wand und kletterte wie eine Spinne hinauf zu ihrem Zimmerfenster. Es
war offen, wahrscheinlich noch von gestern Nachmittag, denn danach
war sie nicht mehr in ihr Zimmer gegangen.
Schön geschrieben. :)
AntwortenLöschenWie viele Teile gibt es denn davon?
Alles Liebe
Ellen
Es ist eine etwas längere Geschichte, also vielleicht 5 oder 6 Teile oder mehr =D
LöschenDankeschön.
Liebe Grüße
Luisa